Effektives Tool für mentale Resilienz gefällig?

Eins sei verraten: Die Haltung entscheidet. Karl Valentin sagte einst: „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Warum ich diesen Blog mit diesem Zitat beginne? Nun, weil es wunderbar zu meinem heutigen Thema „Die Haltung entscheidet über die eigene Resilienz“ passt. Wir Menschen haben die Fähigkeit, zu einem äußeren Umstand eine Einstellung, eine passende Haltung einzunehmen. Diese Haltung entscheidet darüber, ob wir uns gut fühlen oder nicht. Beim Regen kommt noch ein weiteres Kriterium dazu: Wir können den Regen nicht beeinflussen. Wir können ihn lediglich akzeptieren. Und wenn wir etwas nicht ändern können, ist es doch sinnlos, darüber Trübsal zu blasen. 

 

Warum ärgern?

Ein Mönch hat das in einem Vortrag einmal so schön zusammengefasst:

  • Haben Sie ein Problem in Ihrem Leben? Nein? Warum ärgern?
  • Haben Sie ein Problem in Ihrem Leben? Ja? Können Sie etwas daran ändern? Nein? Warum ärgern?
  • Haben Sie ein Problem in Ihrem Leben? Ja? Können Sie etwas daran ändern? Ja? Warum ärgern?

Eigentlich einfach, oder? Das Problem ist, dass wir glauben, dass wir keine Probleme im Leben haben sollten. Der Kabarettist Gunkl hat in einem Interview zu seinem Programm „Zwischen ist und soll“ genau diesen Punkt aufgegriffen: Er meint, dass die Idee - einen Anspruch auf Problemlosigkeit zu haben - absurd ist. Und dass eben jene Haltung zu noch größeren Problemen führen kann.

 

Hier geht es vor allem um die Haltung, dass Probleme Teil unseres Lebens sind.  Sie sind also keine Feinde, die es zu besiegen gilt, sondern ein Teil des Lebens, ähnlich wie Hunger. Beim Hunger fragen wir uns ja auch nicht, warum wir den heute schon wieder haben, wo er doch gestern schon mal da war. Und genauso sind auch Probleme etwas, was das „reine“ Leben im Konzept mit dabei hat. Auch wenn gestern eines da war, gehört es dazu, dass es heute schon wieder eines gibt. Wenn wir uns diese Haltung erlauben, dann hören wir auf, uns gegen etwas zu wehren, was wir sozusagen mit unserem Leben „miteingekauft“ haben.

  

So, aber nun genug der philosophischen Worte – jetzt geht´s darum, wie wir uns auf hinderliche Haltungen aufmerksam machen können und wie wir sie ändern können. 

 

der herz-check

Ich haben dieses Mal die Technik „HERZ-Check“ mitgebracht – diese finden Sie übrigens auch im brandneuen Logbuch Resilienz von Sylvia Kéré Wellensiek. Dieses Buch ist kurz vor dem Shutdown veröffentlicht worden – wohl kein Zufall.

Worum geht es bei dieser Technik? Um vier Perspektiven: die HERZ-Perspektiven. Sie sollen uns in einer uns belastenden Situation helfen, relativ rasch unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen und dadurch ein- und dieselbe Sache mehrfach zu beleuchten. Diese vier Perspektiven heißen:

-          Haltung – Mit welcher Einstellung betrachte ich das Thema?

-          Empathie – Welche Gefühle berühren mich und andere dabei?

-          Ressource – Was schenkt mir dabei Kraft und Stabilität?

-          Zeuge – Was nimmt der weise Beobachter in mir wahr?

 

Dass dieses Konzept mit der eigenen Haltung beginnt, bringt mein Mentaltrainer-Herz vor Freude zum Hüpfen. Denn die eigene Haltung, die eigene Einstellung ist ja auch im Mentaltraining maßgeblich und entscheidend für Erfolg und Misserfolg. Wenn ich mit der Haltung „Das kann ich nie!“ in ein Projekt gehe, wird die Wahrscheinlichkeit meines Misserfolges höchstwahrscheinlich zunehmen. Umgekehrt lässt mich die Einstellung „Wer, wenn nicht ich!“ meine Kräfte mobilisieren und mich in eine gute Energie bringen. Sie sehen, die eigene Haltung ist hier immens wichtig. 

 

ein beispiel gefällig?

Wie sieht es nun im direkten Einsatz aus. Ich habe mir erlaubt, dies anhand eines Beispiels zu erläutern:

 

Nehmen wir doch mal meine Freundin Kathi. Gehen wir davon aus, dass sie sich wieder mal an einem Tag viel zu viele To-Dos aufgeladen hat, und gerade nicht weiß, was sie als erstes zu erledigen hat. Neugierig wie sie ist, nimmt Kathi ihren HERZ Check zur Hand und reflektiert:

 

Haltung: Kathis Einstellung zu ihren To-Dos ist rasch erklärt: Ihr ist wichtig, dass alles so schnell wie möglich erledigt ist. Was ihr auch schwer fällt ist, Dinge an andere abzugeben. Nicht unbedingt deshalb, weil sie die Arbeit von anderen nicht als qualitativ hochwertig einstuft, sondern weil sie sich nicht gerne helfen lässt. „Selbst ist die Frau!“ ist ein Motto von Kathi.

 

Empathie: Nun ja, die Haltung von schnell & selbst wirkt sich nicht wirklich förderlich auf Kathi aus – Sie fühlt sich permanent unter Druck und durch den Alleingang auch einsam. Kathis Chef sowie Kathis Kunden allerdings sind etwas genervt, denn durch die Schnelligkeit von Kathi schleichen sich immer wieder Schlampigkeitsfehler ein.

 

Ressource: Kathi versucht dieses tägliche Leistungspensum durch viel Kaffee und Snacks über den Tag verteilt hoch zu halten.

 

Es ist wahrscheinlich jetzt keine große Erkenntnis für Sie, dass Kathis Haltung und die Wahl ihrer Ressourcen nicht das Beste für ihr Wohlbefinden sind. Und jetzt kommt der letzte Schritt des Prozesses – nämlich der innere Zeuge. Dieser weise Beobachter in uns betrachtet die Dinge im Überblick und steht uns bei dieser Technik als guter Ratgeber zur Seite.

 

Zeuge: Was könnte denn Kathi´s Zeuge nun sagen? Welchen Rat hätte er für sie?

-          Nun, er könnte meinen, dass sie ihre Haltung ändern könnte: Also von schnell & selbst hin zu der Einstellung „Gut Ding braucht Weile“ und „Ein Team ist mehr als die Summe seiner Teile.“

-          Könnte Kathi auch ihre Ressourcen ändern? Auch möglich. Sie könnte möglicherweise statt sich mit viel Kaffee und Snacks bei Energie zu halten, regelmäßig Pausen machen, oder mit Kollegen eine bewusste Mittagspause mit gesundem Essen einlegen.

-          Und nun machen wir den Empathie-Check: Könnten sich eine geänderte Haltung und andere Ressourcen auf das Wohlbefinden von Kathi & ihrem Umfeld auswirken?
Möglich wäre es schon. Denn angenommen Kathi würde sich bei Ihrer Tätigkeit Zeit für Pausen nehmen, wäre Sie ausgeruht und das könnte sich möglicherweise durch eine höhere Qualität in ihrer Arbeit zeigen. Eine Zusammenarbeit im Team könnte Kathi sehr entlasten und ihr mehr Zeit und Ruhe für ihre Aufgaben bringen.

 

 

zum mitnehmen

Wann und in welchen Abständen gönne ich mir einen HERZ-Check? Nun, zu Beginn am besten 1x täglich ein paar Minuten. Vielleicht sogar am Ende eines Tages, um sich eine Sache  - die im Laufe des Tages passiert ist - herauszunehmen und zu beleuchten. Wenn Ihnen das zu viel ist, einmal wöchentlich. Wichtig ist, sich diese Intervalle für sich selbst festzulegen und hier auch eine Erinnerung zu setzen. Das braucht unser Gehirn vor allem zu Beginn eines neuen Trainings.

 

Und das wichtigste: Wenn ihr Zeuge feststellt, dass es etwas zu verändern gibt, suchen Sie sich eine kleine Sache aus. So hat es übrigens Kathi auch gemacht: Sie hat für sich beschlossen, mit ihren Kollegen 2x die Woche Mittagessen zu gehen. Dabei besprechen sie jetzt auch, was gerade anliegt und ob hier ev. auch gegenseitige Unterstützung möglich ist. Das war für Kathi zu Beginn gar nicht so leicht, aber sie merkt bereits, dass es ihr fühlbar besser geht. Und das ist doch der beste Beweis für gelebte Resilienz. 

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