Was schenke ich denn bloß?

Dieser Gedanke gehört genauso zur Weihnachtszeit wie Kekse essen, Christbaum schmücken und gebackener Karpfen, nun … zumindest in meinem Fall. Gut, heuer ist vielleicht ein ganz besonderes Jahr: „Konrad“ – wie eine Lehrgangs-Teilnehmer*in Corona liebevoll nennt, begleitet uns heuer auch durch die Weihnachtszeit und macht vieles anders. Und ich möchte das auch nicht schönreden. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich als Mentaltrainerin vom positiv Denken nicht viel halte. Es hilft nichts, sich einzureden, dass alles gut ist, wenn es das gefühlt gerade einfach nicht ist. Das ist genauso, wenn ich mit dem Auto wegfahren möchte, aber noch die Handbremse fixiert habe. Und tatsächlich fühlt sich diese Vorweihnachtszeit für viele so an: eine Freude mit angezogener Handbremse.

 

ich sag ja nur....

Eine Klientin hat letztens zu mir gesagt, dass für sie Gefühle nichts anders als ge-fühlt werden sollen. Nur tun wir uns eben leichter, die angenehmen Gefühle wahrzunehmen, und die unangenehmen eher zu vermeiden. Dazu haben wir hervorragende Strategien – runterschlucken, in sich hineinfressen, verdrängen, ablenken, usw. Aber dort wollte ich in meinem Blogartikel eigentlich gar nicht hin – hab ich etwas verdrängt? 😉

 

In der Weihnachtszeit – so haben wir es gelernt – sollten unangenehme Gefühle wie Wut, Ärger, Trauer, Einsamkeit keinen Platz haben. Wir sollten uns freuen, die „besinnliche“ Zeit genießen, die Zeit mit unseren Lieben verbringen. Bitte ja keine mühsamen Gespräche mit dem Partner oder der Partnerin, keine schulischen Tiefpunkte bei den Kindern, und ja keine Hektik beim weihnachtlichen Einkauf. Tja, und all das gelingt uns vielleicht in diesem Jahr nicht so gut. Und wenn wir ehrlich sind, „besinnlich“ war diese Zeit höchstens bis wir erwachsen waren und uns nicht um Einkäufe, Geschenke, Christbäume, Kochen usw. kümmern mussten. Heute ist es Stress pur, und mit Corona und dem nahenden nächsten Lockdown noch viel mehr. 

 

mit negativen Gedanken in die Mentale Stärke

So oder so ähnlich könnten doch unsere Gedanken zur aktuellen Zeit sein, richtig? Die Frage ist, wo liegt denn hier der Fokus? Wieder richtig, er liegt auf dem Negativen. Und das darf doch sein, oder? Nun ja, lassen Sie es mich so formulieren:

  • Negative Gefühle erleben, wenn sie denn da sind – ja.
  • Negative Gedanken weiterhin stärken und so in die Negativspirale rutschen – lieber nicht.

Die bekannte Hirnforscherin Dr. Jill Taylor hat herausgefunden, dass Gefühle – wenn sie tatsächlich gefühlt werden – max. 90 Sekunden andauern. Wüssten wir, dass z.B. das Ärgern über den langsamen Typen an der Supermarktkassa nicht länger als 90 Sekunden dauert, wäre das sicher ein angenehmes Gefühl und wir könnten auch leichter damit umgehen. Wir schaffen es jedoch durch unsere Gedanken, diese negativen Gefühle am Leben zu erhalten. Da fällt uns ja gleich bei dem langsamen Kerl der Kollege oder die Kollegin ein, die auch immer so langsam ist. Und hat sie eigentlich die E-Mail abgeschickt, um die ich sie gebeten habe? Und schon sind wir mitten drinnen im negativen Emotionsrad.

 

Perspektivenwechsel

Wenn wir uns jedoch mit Mentaltraining beschäftigen, dann besteht die große Chance, die Perspektive zu wechseln und damit die eigenen Gedanken – und auch die eigene Gefühlswelt –wieder in Balance zu bringen. Und dazu ist es hilfreich, den Fokus erstmal weg von den anderen, und ganz auf sich selbst zu richten. Dies ist leichter möglich als gedacht, haben wir doch das Werkzeug dazu immer mit dabei - unseren Atem. Alleine der Fokus auf unseren Atem bringt uns zu uns selbst. Wenn Sie nur 60 Sekunden Ihren Atem beobachten, werden Sie feststellen, dass Sie für diese Zeit keinen Gedanken an jemanden anderen verschwenden können. Sie bleiben komplett bei sich selbst. Das reicht Ihnen noch nicht? Gut, dann lesen Sie weiter. 

 

ein Gedankenexperiment

Die anfängliche Frage „Was schenke ich denn bloß … ?“ könnte doch auch Ihren eigenen Namen enthalten. Nehmen Sie sich genau jetzt  2 Minuten Zeit, lehnen Sie sich bequem zurück und machen Sie 2 tiefe Atemzüge. Und dann stellen Sie sich die Frage: „Was könnte ich mir dieses Jahr zu Weihnachten schenken?“ Einfach Ruhe und Entspannung, etwas ganz Neues lernen oder mal etwas Verrücktes tun?

Falls hier nicht unmittelbar eine Antwort kommt, habe ich eine kleine Übung im Gepäck – sozusagen als Geschenk für Sie: die Technik des intuitiven Schreibens. Nachdem Sie sich die Frage „Was möchte ich mir selbst gerne schenken?“ gestellt haben, nehmen Sie Papier und Bleistift in die Hand und schreiben 3-5 Minuten lang durch. Selbst wenn Ihnen gerade nichts einfällt, dann schreiben Sie, dass Ihnen gerade nichts einfällt. Wichtig ist, den Stift während der vorgegebenen Zeit nicht abzusetzen. Durch diese Technik gelangen Sie in eine Art meditativen Zustand und haben dadurch Zugriff auf mehr Kreativität in Ihrem Gehirn. Sie dürfen gespannt sein, was hier an Wünschen ans Tageslicht kommt.

 

Und wenn Sie jetzt sagen: „Doch, doch, da fällt mir einiges ein, nur ICH kann mir das nicht erfüllen!“, dann kann ich nur sagen: Starten Sie eine neue Schreibrunde. 😉 Dann geht es darum, genau jeden Wunsch herauszufiltern, zu dem Sie tatsächlich nur sich selbst brauchen – Sie werden sehen, wie wunderbar es sein kann, sich selbst zu beschenken.

 

In diesem Sinne: Haben Sie ein großartiges Weihnachtsfest mit einem ganz besonderen Geschenk. 

Melden Sie sich hier zum Newsletter an:

* Pflichtangabe