Loslassen will gelernt sein - 4 Schritte zu mehr Gelassenheit durch Loslassen

 

„Wenn du loslässt, hast du zwei Hände frei!“ So lautet ein chinesisches Sprichwort. Klingt total logisch, ist aber meistens einfacher gesagt als getan. Sie haben es bestimmt schon öfter mal versucht, dieses Loslassen. Wie ging es Ihnen dabei? Gar nicht so leicht, finden Sie? Damit sind Sie nicht alleine. Wie es dennoch funktionieren kann und warum die Akzeptanz eine so wichtige Rolle dabei spielt, erzähle ich Ihnen in diesem Blogartikel.

 

AKZEPTANZ VERSUS LÖSUNGSORIENTIERUNG

Gerade im Mentaltraining und auch im Resilienztraining ist Lösungsorientierung ein wichtiger Bestandteil. Weg vom Problem-Fokus hin zu Lösungen. Das ist natürlich sinnvoll. Allerdings nur dann, wenn es sich bei dem Problem um etwas handelt, das ich auch wirklich selbst lösen kann.

 

Es gibt aber auch Situationen, die ich nicht lösen kann. Weil die Situation und auch die Lösung außerhalb meines Einflussbereiches liegt. Ein gutes und aktuelles Beispiel dafür ist die Corona-Situation. Diese ist wie sie ist, das Virus nimmt seinen Lauf, ich alleine kann das nicht ändern.

 

Was wir aber ändern können ist, wie wir damit umgehen. Und genau da kommt wieder die Akzeptanz ins Spiel. Ein weiser Kollege von mir sagte einmal: Leid ist Schmerz mal Widerstand. Je mehr ich also non-stop über eine Situation klage, die ich nicht verändern kann – desto wenig werde ich mich gut fühlen. Die Alternative: Ich akzeptiere, dass es so ist, wie es ist. Vor allem die Dinge, die außerhalb meines Einflussbereiches liegen. Das betrifft übrigens fast alle zwischenmenschlichen Streitigkeiten, in denen wir versuchen, unser Gegenüber zu ändern. Auch dies – obwohl wir uns das oft so sehr wünschen würden – liegt nicht in unserer Macht.

 

 

Akzeptanz ist also ein Türöffner zum Loslassen. Das trifft auch auf unsere negativen Gefühle zu. Vielleicht denken Sie sich jetzt: „Aber ich finde die Situation einfach nicht gut. Sie macht mich wütend und traurig.“ Und Sie haben völlig recht. Dennoch heißt Akzeptieren: Es ist wie es ist. Sie müssen die Situation nicht mögen. Erst, wenn sich dieser Gedanke in uns verbreitet, sind wir bereit, das Alte ziehen zu lassen. Und auch negative Gefühle zu akzeptieren kann ein erster Schritt ins Loslassen sein. Wenn ich etwas annehme, kann es gehen. Wenn ich etwas bekämpfen möchte, hat es jedoch genug Energie, um zu bleiben. 

 

AUF DURCHHALTEN GETRIMMT...

Auch in anderen Situationen kann das Loslassen ein guter Schritt sein. Wir hören ganz oft, wie wichtig Durchhaltevermögen ist. Nur Verlierer*innen geben auf. Gewinner*innen nicht. Das mag in vielen Fällen richtig sein. In vielen aber auch nicht. Ist es wirklich sinnvoll, einem Plan nachzuhängen, der einfach nicht funktioniert? Oder ein Ziel zu verfolgen, das längst an Wichtigkeit verloren hat? Oder so wenig vorstellbar ist, dass man es ohnehin nie erreichen kann, egal wie lange man mental durchhält?

 

Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, in der ich meine Jobs alle 1-2 Jahre wechselte. Ich wurde damals von meinem Umfeld schon ab und an darauf hingewiesen, dass das kein gutes Bild im Lebenslauf mache und es wichtig sei, auch wenn es mir nicht gefällt, durchzuhalten.

 

Ich bin froh, dass ich mich damals nicht der gesellschaftlichen Idee hingegeben habe, sondern weiter nach dem gesucht habe, was mich glücklich macht und mittlerweile dadurch eine Arbeit mache, die für mich den höchsten Sinn ergibt – nämlich Menschen in ihre mentale Stärke zu führen.

 

 

Auch von der Idee durchzuhalten kann ich loslassen. Wenn wir erkennen, dass die Zeit, die wir in unerreichbare oder für uns nicht erstrebenswerte Ziele investieren, vergeudet ist, sind wir wieder bei der Akzeptanz angelangt. Wenn ich akzeptiere, dass mich nicht jeder Job interessieren, nicht jedes Hobby begeistern und nicht jedes Gegenüber faszinieren muss, dann kann ich klar nach meinen Stärken und meiner Inspiration entscheiden. Dadurch fällt es mir um einiges leichter, in meine Kraft zu gehen. Und loszulassen, was mich davor in seinen Bann gezogen hat. 

 

ÜBUNG MACHT MEISTER*INNEN

Auch beim Loslassen. Die Fähigkeit, loszulassen können wir trainieren. Die gute Nachricht: Unser Gehirn ist immer lernfähig, egal, wie alt wir sind, egal, um welches Thema es geht. Wir können alle Denk- und Verhaltensmuster sowie unsere emotionalen Muster ändern, indem wir neue trainieren. Und das funktioniert auch beim Thema Loslassen. Konkret benötigen wir hier 4 Schritte:

 

1.   Annehmen, was ist.

Und zwar ganz genau so wie es ist. Das Jetzt. Ohne schön malen. Einfach wie ein neugieriger Zuschauer von oben auf ihre aktuelle Situation schauen. Was nehmen Sie hier wahr: Das können negative Gefühle sein, Gedanken, die sich im Kreis drehen. Stimmen von ihrem Umfeld, Chaos, offene Baustellen etc. Nicht vergessen: Dabei geht es nicht darum, dass Sie das gutheißen. Es ist einfach so.

2.   Was davon soll bleiben? Was davon soll gehen? Machen Sie sich hier eine Liste und formulieren Sie die einzelnen Punkte so konkret wie möglich aus.

 

3.   Können Sie etwas verändern? Und wenn ja, was wollen Sie verändern? Wollen Sie die Situation oder ihre Einstellung zur Situation verändern? Markieren Sie diese Punkte und vereinbaren Sie mit sich selbst, wann und in welcher Priorität Sie hier ins Tun kommen wollen.

 

4.   Was können Sie nicht oder nicht zum jetzigen Zeitpunkt verändern? Notieren Sie auch diese Punkte und machen Sie sich klar, dass dies von Ihrer Seite nicht veränderbar ist. Sie dürfen hier die Verantwortung abgeben. Gehen Sie auch hier in Ihr Gefühl und spüren Sie, wie diese Verantwortung von Ihnen abfällt. Nehmen Sie diese Punkte und lassen Sie diese ganz bewusst los. Das kann mit Hilfe eines Rituals sein oder Sie zerknüllen den Zettel und werfen ihn in den Müll.

 

Trainieren Sie diese Schritte zum Loslassen regelmäßig – Ihr Gehirn braucht Wiederholung, um eine neue Verhaltensweise gut abzuspeichern. Sie werden merken, dass es eine Wohltat ist, nicht mehr Passendes aus Ihrem Leben gehen zu lassen.

 

In diesem Sinne viel Spaß und Erfolg beim Loslassen wünscht Ihnen Ihre

 

Regina Swoboda

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