Die Mental Load Falle – wie komm ich da raus?

Ich kann mich noch sehr gut an den ersten Corona Lockdown im Frühjahr 2020 erinnern: Abgesehen davon, dass ich alles, was ich tagtäglich in meinen Coachings und Lehrgängen predige, in meiner damals neuen Realität auf Einsatztauglichkeit überprüfen konnte, musste ich zeitgleich in meiner Paarbeziehung Dynamiken feststellen, die mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht untergekommen waren. 

 

„Schatz, was essen wir denn heute?“ war z.B. eine der Fragen, die aus dem Home Office Büro meines Mannes eine Türe weiter zu hören war. Jetzt könnte man sich denken „Ist ja nichts dabei, er möchte sich lediglich abstimmen, was gemeinsam gegessen wird.“ Nun ja, nicht ganz – übersetzt hieß diese Frage meines Mannes „Was kochst du denn heute?“ Fand ich irgendwie lustig, weil wir bis kurz davor eigentlich selten zu Hause etwas gekocht hatten. Nachdem ich mich kurz meinem neuen Rollenbild hingegeben hatte, und tatsächlich die Beschaffung sowie Zubereitung des Essens übernommen hatte, fand ich das eigentlich weniger lustig, weil wir ja beide weiterhin einen Fulltime Job zu erledigen hatten. „Ich wusste nicht, dass ich jetzt zur Catering Beauftragten ausgewählt wurde“, entgegnete ich verdutzt.  „Ich helf dir eh“ war dann die Rückmeldung meines Göttergatten, und auch da musste ich dann kurz in die Emotionsregulation gehen. Denn „helfen“ klingt ja fein, nur bedeutet dieser Begriff auch, dass es einen (oder in diesem eine) Verantwortlichen gibt, der das Ruder und die Planung übernimmt, und einen, der dann unterstützt und Anweisungen annimmt. 

 

wo liegt das mentale problem?

Und genau DAS ist das Problem. Denn diese Denkarbeit ist es, die viele in die Knie zwingt. Weil sie nicht gesehen wird, nicht von anderen, aber auch noch von einem selbst. Und Frau fragt sich dann, weshalb sie am Ende des Tages so erschöpft ist. Gestern erst habe ich mit einer Klientin darüber gesprochen, woher wir bestimmte Rollenbilder haben und weshalb es tatsächlich in der Gesellschaft so klar ist, dass die Frauen die Denk- und Care Arbeit leisten, und wenn ein Mann das macht, man „ihn genug loben“ oder „in Goldpapier einwickeln muss“. 

 

„Naja, er hilft mir schon sehr.“ Sagte vor kurzem eine andere Klientin, die ebenfalls als Frau, Mutter, Ehefrau einen beträchtlichen Teil der Mental Load Arbeit in der Familie erfüllt. „Und wissen Sie, wenn ich ihn die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier machen lasse, dann weiß ich jetzt schon, dass er die Hälfte vergisst.“ „Mama, du weißt doch, dass wir ohne dich aufgeschmissen sind.“ Worte der Tochter einer Freundin von mir nach einem Nachmittag mit Papa. Ein Kompliment, definitiv. Aber auch schön zusammengefasst, wofür Mama hier gebraucht wird: zur Organisation, Planung und Überblick behalten, dass nichts aus dem Ruder läuft. 

 

was bedeutet nun mental load?

Mental Load ist eine Kombination aus kognitiver und emotionaler Arbeit ist und es ist diese Kombination, die diese psychische Arbeit zu einer Belastung macht. Mental Load weist drei Merkmale:

 

1. Sie ist unsichtbar, da sie in uns selbst stattfindet und dennoch zu einer Reihe unbezahlter, körperlicher Arbeit führt.

2. Sie ist grenzenlos, da sie sowohl in die Arbeit als auch in die Freizeit und die Schlafenszeit eingebracht werden kann. Und das ist tatsächlich auch ein Thema, das viele meiner Klientinnen in die Schlaflosigkeit treibt.

3. Und sie ist dauerhaft, da sie nie abgeschlossen ist, da sie an die Versorgung von Angehörigen gebunden ist, die konstant ist.

 

Quelle: Liz Dean, Brendan Churchill & Leah Ruppanner (2021): The mental load: building a deeper theoretical understanding of how cognitive and emotional labor overload women and mothers, Community, Work & Family

 

betrifft mental load nur frauen?

Wie ist der Mental Load zwischen Frauen und Männern verteilt? Der Mental Load ist neben der Aufteilung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen eine zentrale Dimension partnerschaftlicher bzw. geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Auf Basis der WSI-Erwerbspersonenbefragung zeigt der Report, dass Frauen bzw. Mütter den größten Teil des Mental Loads tragen. Insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben bzw. Frauen in Teilzeit arbeiten, übernehmen sie die Hauptlast. Der Mental Load ist jedoch selbst dann ungleich zuungunsten von Frauen verteilt, wenn diese in Vollzeit beschäftigt sind.

 

 

Quelle: Lott, Yvonne; Bünger, Paula (2023): Mental Load - Frauen tragen die überwiegende Last, WSI Report Nr. 87, Düsseldorf

 

Was braucht es, um aus der Mental Load Falle auszusteigen?

Hier setzt natürlich das mentale Training wunderbar an, und ich möchte dir heute eine klare Anleitung geben, wie du deinen Mental Load ein für alle Mal aus deinem Leben verbannen kannst.

1. Ein klares Bild von meinem Ziel

 

Ich bin davon überzeugt, dass es bei jeder Rolle, die ich in meinem Leben einnehme, sehr hilfreich sein kann, diese Rolle für mich genau zu definieren:

Wer bin ich (aktuell) in dieser Rolle?

Wer möchte ich gerne sein?

Wofür möchte ich gerne zur Verfügung stehen? Wofür nicht?

Was brauche ich, damit ich diese Rolle gut ausleben kann?

Wo sind meine Grenzen?

Gibt es jemanden in meinem Team? Auf Augenhöhe?

Wer kann mich zusätzlich unterstützen?

Wie kann ich belastende Themen ansprechen?

Mit wem kläre ich Konflikte?

 Wer steht mir als Buddy für  Lösungen/Ideen zur Verfügung?

 

Solche oder ähnliche Fragen können mir dabei helfen, das eigene Rollenbild klar zu bekommen. Im Mentaltraining nennen wir das Zielarbeit – ich beschäftige mich also mit meinem gewünschten Endzustand.

2. eine förderliche einstellung

Ein Hinterfragen/ Klären oder neu entwickeln meiner Einstellung ist der nächste wesentliche Schritt zur Entlastung meiner Psyche. Ich kann mich also im nächsten Schritt fragen, welche meiner Einstellungen mich daran hindert, die Denkarbeit für die Familie abzugeben:

 

Fehlt mir das Zutrauen in die organisatorischen Fähigkeiten der anderen Familienmitglieder?  Was wenn diese Person es nicht so gut macht wie ich – wie schaut es mit meiner Fehlertoleranz anderen gegenüber aus? Fehlt mir der Mut, zu mir nahestehenden Menschen auch mal NEIN zu sagen? Wie gelingt es mir, meine eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und inwieweit erlaube ich mir, diese zu erfüllen?

 

Hab ich erkannt, welche Einstellung es mir bisher verwehrt hat, meine Aufgaben abzugeben, kann ich eine neue, förderliche Einstellung entwickeln, die mein neues Rollenbild unterstützt. „Gut ist gut genug.“ zum Beispiel.

 

3. kogntive Umstrukturierung von gedanken

 

Abschließend kann mir alle bisherigen hinderlichen Glaubenssätze ansehen und ggf. umformulieren, um mein Mindset Schritt für Schritt in meine neue Rolle zu bringen. Übrigens: Diese Abbildung der mentalen Arbeit um die eigene Rolle zu klären und zu stärken lässt sich nicht nur im Rahmen der Mental Load Problematik anwenden – auch als Führungskraft, Kollegin, Freund oder Freundin usw. kann mir diese Methode helfen, um an Klarheit für mich selbst und meine Rolle zu gewinnen.

 

 

Ich helfe dir gerne dabei, diese Mindset Arbeit umzusetzen – ich kann nur sagen: Es macht einfach SO einen Unterschied!

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